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Im Internet findet man unzählige schwärmerische Berichte über die Insel Flores – aber ehrlich gesagt habe ich keinen einzigen Artikel gefunden, der auch die negativen Seiten offen anspricht. Und genau das ist ein Problem. Denn bevor man sich für eine Reise auf diese abgelegene Insel entscheidet, sollte man unbedingt wissen, worauf man sich dort einlässt. Ich finde, niemand sollte völlig unvorbereitet dorthin reisen und dann vor Ort von Dingen überrascht werden, über die niemand spricht.
Darum gibt es diesen Artikel: Flores Island – 10 Dinge, die du UNBEDINGT wissen musst.
In diesem Artikel erfährst du im Detail:
– welche 10 ernsthaften Probleme mir dort begegnet sind,
– mein ehrliches Fazit, ob sich eine Reise nach Flores überhaupt lohnt,
– und welche Empfehlungen ich dir geben würde, falls du dich trotzdem entscheidest, die Insel zu besuchen.
Also – los geht’s!
10 Dinge, die du über Flores WIRKLICH wissen musst
1. Auf Flores herrscht oft akuter Mangel an frischen Lebensmitteln

Flores Island gehört zu den abgelegensten und am schwierigsten zu versorgenden Inseln der gesamten Azoren. Die Bevölkerung ist auf ein Versorgungsschiff angewiesen, das im Normalfall einmal pro Monat anlegt und sämtliche Waren bringt, die die Menschen zum Leben brauchen. Im Sommer kommt das Schiff manchmal etwas öfter, weil dann mehr Touristen auf der Insel sind. Aber – und das ist der entscheidende Punkt – die Überfahrten sind stark vom Wetter abhängig. Und wenn der Atlantik verrückt spielt, fahren diese Schiffe schlicht nicht.
Und dann passiert das, was viele Besucher völlig schockiert: Die Regale sind leer. Wirklich leer. Kein frisches Obst, kein Gemüse, keine Eier – nichts. Als ich dort war, standen in den Kühlregalen teilweise nur ein paar Joghurtbecher, und der Rest des Supermarktes war gefüllt mit Chips, stark verarbeiteten Lebensmitteln und Konserven. Alles andere war ausverkauft.
Falls du gern in deiner Unterkunft kochst, wirst du auf Flores schnell an deine Grenzen kommen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder du ernährst dich eine Woche lang von Tiefkühlpizza und Fertiggerichten, oder du gehst jeden Tag essen – was auf Flores extrem teuer ist.
2. Es gibt praktisch kein frisches Fleisch oder frischen Fisch zu kaufen

Eine der größten Überraschungen für mich war die Tatsache, dass es auf einer Insel der Azoren – einem Archipel, das für seine hervorragende Fleisch- und Fischqualität bekannt ist – kaum frische Produkte gibt. Und zwar wirklich kaum.
Es gibt genau eine Metzgerei auf Flores, in Santa Cruz. Dort gibt es donnerstags frische Ware. Und das war’s. Wenn du am Freitag kommst, sind die meisten Produkte bereits weg. Und was man danach noch findet, ist ausschließlich tiefgefroren – und auch das nur in sehr geringer Auswahl.
Und Fisch? Noch schlechter. Selbst tiefgefrorenen Fisch findet man kaum. Der Grund: Ein Großteil des Fangs wird direkt zur Auktion gebracht und von dort exportiert. Besucher bekommen davon nichts zu Gesicht.
3. Es regnet auf Flores gefühlt 80 % der Zeit

Flores ist der westlichste Punkt Europas und liegt direkt im Einflussbereich der atlantischen Wettersysteme. Die Insel ist bekannt für ihr mildes, aber extrem feuchtes Klima. Kein Wunder also, dass sie zu den grünsten Ecken des gesamten Archipels gehört – und zu den regenreichsten.
Das bedeutet konkret: Es ist ein großes Risiko, eine Reise nach Flores zu buchen. Egal ob August, September oder Ostern – das Wetter kann komplett kippen. Während meines ersten Besuchs im September hat es die gesamte Woche durchgeregnet. Freunde von mir hatten Pech im August und sogar an Ostern. Regen, Nebel, Wind – alles ist möglich, oft gleichzeitig.
Und genau das macht den Aufenthalt schwierig. Denn die Insel ist so klein und so abgelegen, dass es kaum Alternativen für Schlechtwetter gibt. Wenn es regnet oder neblig ist, kannst du weder wandern noch die berühmten Kraterseen besuchen. Und du wirst schnell feststellen, dass man dann sehr viele Stunden drinnen sitzt oder auf schlammigen Wegen herumrutscht.
Falls du Pech mit dem Wetter hast, empfehle ich dir meinen Artikel über Aktivitäten auf Flores an Regentagen.
4. Die Sicht ist oft bei null – wortwörtlich

Nicht nur Regen kann dir den Tag verderben – auch der Nebel. Und wer schon einmal auf Flores war, weiß: Nebel kommt schnell, und er bleibt oft stundenlang oder den ganzen Tag. Wenn du morgens aus dem Fenster schaust und schon nichts siehst, kannst du dir sicher sein, dass die Aussichtspunkte im Osten der Insel komplett im Weiß verschwinden.
Wenn die Insel im Nebel steckt, solltest du unbedingt Folgendes tun:
- Schaue zuerst auf die Azoren-Webcams, um herauszufinden, ob irgendwo bessere Sicht herrscht.
- Überprüfe zusätzlich die Wetterlage auf WindGuru – eine der besten Apps für die Azoren.
Verlasse die Unterkunft NIEMALS, ohne beides gecheckt zu haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass du sonst einfach nur zu einem komplett verhüllten Aussichtspunkt fährst, ist enorm hoch.
Wenn das Wetter komplett umschlägt, wirf einen Blick in meinen Artikel über Regenwetter-Aktivitäten auf Flores.
5. Auf der Insel gibt es kein Krankenhaus
Das mag für viele überraschend sein, aber tatsächlich verfügen die meisten Azoreninseln nicht über ein Krankenhaus. Ein richtiges Krankenhaus gibt es lediglich auf São Miguel und Terceira. Alle anderen Inseln – und dazu gehört auch Flores – haben nur kleine Gesundheitszentren.
Flores selbst hat nur ein Gesundheitszentrum und zwei Apotheken. Beide befinden sich im Hauptort Santa Cruz das Flores – was übrigens einer der Gründe ist, warum ich diesen Ort als beste Region zum Übernachten empfehle.
Doch was passiert, wenn man einen Unfall hat? Oder stürzt? Oder einen medizinischen Notfall erleidet? In diesen Situationen musst du per Militärhubschrauber evakuiert werden – entweder nach São Miguel oder Terceira. Aber Achtung: Laut Auskunft der Mitarbeiter im Flughafen von Flores gibt es selbst bei schweren Fällen bürokratische Abläufe und Protokolle, die eingehalten werden müssen. Das Ergebnis: Die Hilfe kann STUNDEN dauern.
6. Der Handyempfang ist wirklich miserabel
Eine weitere Sache, die mich überrascht hat: Selbst entlang der Küste, also in den bewohnten Regionen, ist der Empfang schlecht. Je höher du kommst – und viele der schönsten Orte auf Flores liegen in höheren Lagen wie die Kraterseen und die zentralen Hochebenen – desto eher hast du überhaupt keinen Empfang mehr. Weder Telefon noch mobile Daten funktionieren dort zuverlässig.
Das klingt nach einem kleinen Problem, aber es kann im Ernstfall gravierende Folgen haben. Wenn du dich beim Wandern verletzt, eine Panne mit dem Mietwagen hast oder dich verläufst, kannst du möglicherweise niemanden erreichen. Du bist auf dich gestellt – mitten in der Natur, ohne Netzabdeckung, ohne Menschen in der Nähe.
7. Es gibt kaum Geschäfte, Dienstleistungen oder Restaurants
Ein Punkt, der mich wirklich enttäuscht hat: Auf Flores gibt es kaum Infrastruktur. Wirklich kaum. Restaurants? Einige wenige – und darunter nur sehr wenige gute. Cafés? Eine Handvoll. Souvenirläden? Keine. Normale Geschäfte wie Friseure, kleine Gemischtwarenläden oder Tierärzte? Praktisch nicht existent.
Wenn man einige Tage auf der Insel verbringt, merkt man schnell, dass es an grundlegenden Dingen fehlt, die auf anderen Azoreninseln völlig normal sind. Selbst simple Erledigungen – wie etwas frisches Brot zu kaufen oder spontan irgendwo Kaffee trinken zu gehen – sind hier nicht selbstverständlich.
8. Ein Auto zu mieten ist schwierig und extrem teuer
Da Flores eine kleine Insel ist, aber eine wachsende Zahl an Besuchern empfängt, gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Mietwagen. Und der geringe Bestand führt dazu, dass die Preise astronomisch hoch sind. Insbesondere in der Hochsaison findest du entweder keine Autos mehr oder die Preise sind so übertrieben, dass man zweimal schlucken muss.
Zum Vergleich: Auf Terceira zahlte ich im September 370 € für 15 Tage. Auf Flores, im selben Monat, kosteten mich 7 Tage sage und schreibe 900 €. Und das war kein Luxusauto – nur ein kleines, einfaches Fahrzeug.
Darum empfehle ich, den Mietwagen mehrere Monate im Voraus zu reservieren und ausschließlich über große Vergleichsportale wie AutoEurope zu buchen. Dort erhältst du bessere Preise und eine kostenlose Stornierung bis 48 Stunden vorher – etwas, das auf Flores sonst kaum möglich ist.
9. Deine Reise kann sehr wahrscheinlich verschoben werden
Das ohnehin unberechenbare Wetter sorgt nicht nur für Nebel und Regen – es legt auch regelmäßig den Flugverkehr lahm. Flüge nach Flores werden häufig verspätet, umgeleitet oder komplett gestrichen. Und das gilt nicht nur für die Nebensaison. Selbst mitten im Sommer kommt es oft zu Problemen.
Mir persönlich ist es bereits zweimal passiert, dass ich plötzlich und ohne Vorwarnung festsaß. Einmal hatte ich schon aus meiner Unterkunft ausgecheckt und das Mietauto abgegeben. Am Flughafen erfuhr ich dann, dass der Flug erst am nächsten Tag stattfinden würde. Keine Unterkunft, kein Auto, kein Plan – das war einer der schlimmsten Reisemomente meines Lebens.
10. Flores ist aufgrund all dieser Faktoren KEIN gutes Ziel für Alleinreisende
Aufgrund ihrer Kombination aus Abgeschiedenheit, hohen Preisen, schlechter Gesundheitsversorgung, schlechtem Empfang und wetterbedingten Risiken stellt die Insel ein potenziell gefährliches Reiseziel für Solo-Tripps dar. Wenn du alleine unterwegs bist und etwas passiert – sei es ein Unfall, ein medizinisches Problem oder eine Autopanne an einem abgelegenen Ort – bist du auf dich allein gestellt.
Es gibt keine schnelle Hilfe, keine Garantie, dass dich jemand findet, und kaum Infrastruktur, die eine Rückfallebene bietet. Ich kann deshalb aus tiefster Überzeugung sagen: Für Alleinreisende ist Flores nicht zu empfehlen.
Lohnt sich eine Reise nach Flores Island?

In meiner ehrlichen und persönlichen Einschätzung: Nein.
Flores ist wunderschön, ja – aber andere Azoreninseln wie São Miguel und São Jorge bieten eine ähnlich beeindruckende Natur und gleichzeitig:
- deutlich günstigere Flüge
- viel erschwinglichere Mietwagen
- bessere Sicherheit in puncto Gesundheit, Netzabdeckung und Wetter
Ich habe jede einzelne Insel der Azoren besucht, und ich kann mit Überzeugung sagen: Der Hype um Flores ist übertrieben. Man bekommt auf anderen Inseln ein wesentlich angenehmeres, preiswerteres und sichereres Erlebnis – ohne die extremen Risiken und Unannehmlichkeiten, die Flores mit sich bringt.
Wenn du trotzdem nach Flores reisen möchtest, beachte unbedingt Folgendes:
Falls ich jemals wieder nach Flores müsste – hier ist der exakte Plan, den ich befolgen würde:
- Buche deine Flüge nach Flores grundsätzlich mit einer Umbuchungsoption. So kannst du einige Wochen vorher den Wetterbericht prüfen und die Reise ohne hohe Zusatzkosten verschieben.
- Buche deinen Mietwagen mehrere Monate im Voraus. Wirklich Monate. Je näher der Termin rückt, desto teurer oder unmöglich wird es.
- Reserviere auch deine Unterkunft frühzeitig und wähle flexible Stornierungsbedingungen. Lies dazu meinen Artikel über die besten Unterkünfte auf Flores.
- Informiere eine vertraute Person darüber, wohin du gehst und wann du zurück sein willst – besonders bei Wanderungen oder Touren in abgelegenen Gegenden.
- Prüfe vor jeder Wanderung die Wetterbedingungen mithilfe einer der besten Apps für die Azoren.
- Speichere wichtige Kontakte (Unterkunft, Mietwagenfirma, Notfallnummern) und teile sie mit einer Vertrauensperson.
- Reserviere in der Hochsaison unbedingt Tische in Restaurants – spontan essen zu gehen ist auf Flores oft unmöglich.
Ich persönlich habe nicht vor, jemals wieder nach Flores Island zurückzukehren. Ich liebe die Azoren, ich verbringe viele Monate im Jahr dort – aber dieses Gefühl der Hilflosigkeit und Isolation, das ich auf Flores erlebt habe, möchte ich kein zweites Mal erleben. Trotzdem wünsche ich dir aufrichtig, dass deine Erfahrung auf der Insel besser sein wird als meine.


